Abenteuer Cairns

Es war tatsächlich Dienstag der 29.10.2019, ich habe extra mehrmals nachgeschaut ob nicht doch zufälligerweise Freitag der 13. war. Aber nein, vielleicht war es stattdessen auch nur ein schlechter Scherz. Mit dem falschen Fuß konnte ich ja nicht aufgestanden sein, denn das Unglück begann schon bevor ich überhaupt aus dem Bett gestiegen war.

Da hab ich das erste Mal innerhalb von 3 Wochen das Gefühl etwas genau durchgeplant zu haben und dann ... höre ich den Wecker nicht. Gegen halb/um 5 hätte ich aufstehen müssen, um meinen Flug nach Cairns zu schaffen. Stattdessen bin ich um 6 wie von der Tarantel gestochen aus dem Bett gesprungen. Der Anlass: draußen war es viel zu hell um noch mitten in der Nacht zu sein, ich hatte noch nicht mal auf den Wecker geschaut und wusste schon, dass ich zu spät bin.

Also habe ich meinen gesamten Technikfundus aus der Steckdose gezogen, meinen Rucksack geschultert, die große karierte Tasche geschnappt und stand im nächsten Moment schon vollkommen verheult an der Rezeption zum Check-out.

Als ob das nicht schon schlimm genug gewesen wäre, bin ich statt zum Domestic Airport noch eine Station weiter zum International gefahren. Zu meiner Verteidigung muss man allerdings sagen: ich wusste es in dem Moment nicht besser. Endlich am Schalter angekommen und mein Problem geschildert, wurde mir gesagt, dass Tigerair nur einmal am Tag nach Cairns fliegt. Sonst hätte man das fast problemlos lösen können, ich hatte ja aber schon für Cairns gebucht. Also fix den Flug in einer Stunde mit Virgin Australia gebucht.

In dem Moment schienen meine Sorgen erstmal gelöst zu sein. Aber als ich endlich am Check-in Schalter stand, wurde ich doch von da aus noch zum Oversize Schalter geschickt. Die Tasche, in der sich mein großer Rucksack befand und in die ich bestimmt auch problemlos passen würde (ich habe es noch nicht ausprobiert), war anscheinend zu groß. Also munter weiter zu dem Schalter gestiefelt und danach sogar anstandslos durch den Scan der Handgepäckkontrolle gekommen.

Aber (5 Minuten vorm Boarding Beginn) wurde ich doch tatsächlich noch zum Sprengstofftest gebeten. Ich, konnte meine Nerven nicht mehr beisammen behalten, fing natürlich sofort wieder mit heulen und gleichzeitig mit lachen an. Gott sei Dank war der Test negativ und der Flughafenmitarbeiter entschuldigte sich bestimmt 5 Mal bei mir, so fertig muss ich ausgesehen haben. Zum Boarding habe ich es dann zum Glück pünktlich geschafft.

Schließlich saß ich im Flugzeug, zwischen zwei etwas korpulenteren Männern. Und wahrscheinlich hatten wir alle 3 uns an diesem Tag gedacht "heute stinke ich mal mit meinem Sitznachbarn um die Wette" das war nämlich der Punkt wo ich bemerkt habe, dass ich früh ja aus dem Bett gesprungen bin und ohne Zähne putzen und Haare kämmen mein Hostel verlassen habe. Außerdem habe ich ja mein 27kg Gepäck 2 Stunden lang mit mir herum geschleppt.

Der letzte Streich an diesem Tag war dann nur noch eine Durchsage des Piloten, dass auf dem heutigen Flug leider sowohl das Wlan kaputt als auch die Sadnwiches ausgegangen sind. Ich hatte aber (auch wenn man das nicht beschreien soll) während einiger Turbulenzen schon mit einem Absturz gerechnet.

Glücklicherweise bin ich dann in Cairns heil angekommen und über mein Hostel für diese Woche konnte ich absolut nicht klagen. Für viel weniger Budget teilweise wesentlich mehr Komfort als die Unterkünfte in Sydney. Also das Summer House Backpackers ist definitiv eine Empfehlung wert.

Ja und wie verlief dann eigentlich die Woche in Cairns... Ehrlich gesagt saß der "Schock" über den Dienstag mir tief in den Knochen. Ich hatte auch nichts weiter geplant, da alle Aktivitäten hauptsächlich Tagesausflüge von Cairns gewesen wären. So bin ich nur jeden Tag an der Esplanade unterwegs gewesen, hab Eis gegessen, bin durch die Stadt spaziert oder hab im Hostelzimmer und am Pool gechillt.

Bis dann der Freitag kam und ich eine Idee hatte. Irgendwas musste sich für diese Woche Cairns noch ändern, ich hatte mich so auf diese Stadt gefreut und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Landschaft um Cairns herum war einfach nur der Wahnsinn, das Wetter war glücklicherweise noch nicht zu sommerlich, sondern hielt sich bei guten 27 Grad und auch die Stadt an sich gefiel mir 100 Mal besser als Sydney.

Deshalb habe ich kurzfristig für Samstag einen Abenteuer- beziehungsweise Adrenalintag gebucht. Und Freitag habe ich mich noch meinem "größten Albtraum" gestellt. Ich bin mittags tatsächlich alleine in das tolle Restaurant "La Pizza" spaziert, weil ich total Bock auf Pasta hatte. Aber alleine im Restaurant zu sitzen gehört für mich zu den absolut unangenehmsten Sachen, irgendwie wollte ich das nie machen.

So schlimm war es dann letztendlich gar nicht. Statt mich mit jemandem zu unterhalten, habe ich die Leute auf der Promenade beobachtet und selbst der Kellner hat mit mir gequatscht. Im scheine ich auch so im Gedächtnis geblieben zu sein, dass er mich heute, nachdem ich bei meinem Cairns-Lieblingseisladen war, wieder erkannt hat als ich am Restaurant vorbeigelaufen bin.

Aber nun endlich zum interessanten Teil: dem Adrenalin und Abenteuer Samstag. Als erstes stand früh halb 7 Skydiven aus 15.000 feet (ca. 4,5km) auf dem Plan. Davor hatte ich sogar eher weniger Angst, trotzdem sieht es auf den Videos so aus als ob ich mir die Seele aus dem Leib schreie und das im ersten Moment total schrecklich finde. Im Nachhinein habe ich Tränen gelacht als ich mir das Video das erste Mal angesehen habe.

Und es war so ein unfassbar schönes Gefühl durch die Luft zu gleiten nachdem sich der Fallschirm erstmal geöffnet hatte. Ich konnte den Regenwald ringsum Cairns wieder bestaunen und durfte sogar den Fallschirm selbst lenken. Dieses Erlebnis muss ich auf jeden Fall wiederholen.

Und dann ging es noch zu einer halbtägigen Tour Canyoning. Das ist eine Mischung aus Cliff Diving (Klippenspringen), Abseiling (abseilen), Rock Sliding (über nasse Steine rutschen) und Ziplining (Seilrutschen).

Dafür waren wir in einer Schlucht und los ging es tatsächlich mit dem Springen. Jetzt hatte ich aber tatsächlich viel mehr Angst aus 6 Metern in 20 Meter tiefes Wasser zu springen als aus einem Flugzeug. Ich war auch heilfroh, nachdem wir noch von einem 10 Meter hohem Fels ins kühle Nass gesprungen sind, dass der Tag dann doch nicht nur daraus bestand. Das ganze hat jedes Mal aufs neue Überwindung gekostet.

Alles in allem war es unglaublich lustig mit unseren 2 Guides und neben mir waren nur noch 2 weitere Personen mit. So konnten wir uns ausreichend Zeit nehmen und immer wieder ein paar Stopps einlegen. Oder im ein oder anderen Pool mal noch etwas länger umhertreiben, bevor es dann schon wieder weiter ging.

Tierbegegnungen gab es tatsächlich auch. Zu meinem Leidwesen vorallem mit Fröschen. wobei mir glücklicherweise nur einer im Wasserfall begegnete. Vom großen "Froschloch" durfte ich mich fernhalten nachdem ich meine Angst unserem Guide gestanden hatte.

Am Punkt "hole in the wall" (Loch in der Wand) hatten wir aber eine ganz andere Begegnung. Wir 3 Touris, ich voran, sind in das Loch fürs Foto reingeschwommen. Unser Guide hat dann auf einmal gefragt, ob wir denn die riesige Spinne nicht gesehen hätten. In dem Moment waren meine Gedanken: "der macht doch nur Spaß, ich drh mich jetzt nicht um und fall darauf rein." Dann hat meine Begleiterin mit einem Blick hinter mich angefangen hysterisch zu schreien, ich hab immer noch gedacht die machen Spaß und habe angefangen mit Lachen. Komischerweise habe ich dann auch noch gelacht als ich tatsächlich die Huntsman hinter mir entdeckt habe und bin seelenruhig aus dem Loch herausgeschwommen. Ich fand die Situation einfach nur lustig.

da waren wir uns der Situation noch nicht bewusst und die Spinne sieht man auf dem Bild leider gar nicht

Vollgepumpt mit Adrenalin ging der Samstag dann noch mit dem Livestream zum Getzenrodeo zu Ende, wo ich total gern mit dabei gewesen wäre. Aber leider kann man nicht immer alles bekommen. Aber die Bilder aus den heimischen Wäldern haben diesen Tag erstaunlich gut abgerundet.

Heute morgen habe ich dann meine 7 Sachen wieder gepackt und bin mit dem Greyhound-Bus, sozusagen dem australischen Flixbus, nach Cardwell gefahren. Hier werde ich die nächsten paar Wochen sesshaft werden und endlich arbeiten. Also werden meine Blogbeiträge in naher Zukunft erstmal nicht mehr ganz so abenteuerlich sein.

Trotzdem freue ich mich immer über das Feedback, was ich von euch allen kriege.

Bis bald, eure Laura.